Alle verfügbaren Dokumente kommen hinsichtlich der Gründung zu dem gleichen Ergebnis, dass Eytscheit (Eicherscheid) um 1400 gegründet worden ist. Hintergrund dieser identischen Aussage ist bei allen Historikern ein Protokoll zum Verhör des „Lentzs uff dem scheitt“ (bisherige nicht richtige Schreibweise „Hens uff Taelscheit“), resultierend aus einem Streit zum Zehnt des Eicherscheider Lehnshofes von 1550.

Nachfolgend finden Sie das Protokoll im Originaltext:

Protokoll des Verhörs des Lentzs uff dem scheitt

(in Klammern () Übersetzungshilfen)

„Verzeichent am 26. juni a. etc. 50 (1550) durch Blomedalen, rentmeister monioye, und mich, und ist die ursach gewest, das man mocht erfaren, was de zeinde des hoffs hoppenbroch (Eicherscheider Lehnshof), den Heynen Meyss hait, furmals ain zeind gedain hab. Also folgen, die konden (Zeugen), hirna:

Lentzs uff dem scheitt, ist gefragt und vermaint, by synem eyde und seiner selicheit und nymantz zu lief ader zu leyde zu sagen dan die Warheit. Ist alt ungeferlich 83 iar, ist in Eytscheit (Eicherscheid) geboren und gewont mit syner ehefrauwen:

Ime gedenkt woll, das nie dan 16 oder 18 fuyrstede (Feuerstätten) dagewesen, da nu wol über die 50 seyn und das da geyn korn gesehet wairt. Es wairen da nit vill luyde (Leute), konten ouch nit vill raeden, was ouch imglych mihr busch da, dan nu. Er hait woll den zeind verpachten sehen durch den zelven Peter van der Hart für 20, 23 ader 30 malder haveren, darnae das die fruchten woll stonden. Ime gedenkt, das woll 11 firdel luyde da waren, die alle storven uff 2 nae. Er hait van synen alderen (Eltern) gehort, das das dorf Froen – Eytscheit gelegen hab zu Froen-Rode, da das gericht nu steyt und soll affgebrant syn und die naber hetten eynen benden gehadt zu Froen-Roede, den sy dene herrn gelassen, und wir inen vergont (erlaubt), in dem busch zu buwen.

Scheyr Johan, ungeferlich zwischen 60 oder 70 iair alt, geboren im Eytscheit, ist vermaint wie fur:

Er hab syne huysfrawe woll 30 iair gehadt. By synen kyntlichen dagen was der walt nit so verhauwen wie nu. Er hab Peter van der Hart gekant, und do plag der zehende zu doin 30 malder haveren. Do er iong was, plag man geyn korn zu sehen.“

Zusammenfassung und Fazit dieses Protokolls:

In diesem Protokoll gibt es einige wesentliche Aussagen zur Entstehung Eicherscheids, die von entscheidender Bedeutung sind, und zwar:

Lentzs uff dem scheitt gibt zu Protokoll, dass 1550 in Eytscheid (Eicherscheid) „wohl über 50 Feuerstellen“ (anzunehmen ca. 200-250 Bewohner) existierten. Weiter sagt er aus, dass er von seinen Eltern gehört habe, dass in seiner Jugend 16 bis 18 Feuerstellen im Ort gewesen sind. Er war zum Zeitpunkt des Protokolls 83 Jahre; wenn man realistisch unterstellt, dass er mit seiner erwähnten „Jugend“ das heutige Teenie-Alter (ca. 13-15 Jahre) meint, kann man davon ausgehen, dass diese 16 – 18 Feuerstellen bereits in Eicherscheid um 1480 existiert haben. Dies bedeutet, dass der Ort in diesen rund 70 Jahren um  etwa 30 Feuerstellen gewachsen ist. Wie war nun die Entwicklung von der Gründung durch die ersten Fronrather Siedler bis zum Jahre 1480? Man muß davon ausgehen, dass zu Beginn der Besiedlung Eytscheits die Anzahl der Fronrather, die den Weg nach Eicherscheid gegangen sind, überschaubar war. Aufgrund dieser relativ geringen Anzahl an Bewohnern im neuen Ort Eytscheit in den ersten Jahren kann man den Schluß ziehen, dass die Bevölkerungs-Zunahme in dieser Zeit im Vergleich zur neueren Zeit, wo die Einwohnerzahl erheblich größer war, deutlich langsamer vonstatten gegangen ist. Man kann daher unterstellen, dass das Anwachsen der wenigen Feuerstellen von Beginn der ersten Tage der Gründung Eytscheit´s  bis zu den genannten 16-18 Feuerstellen um 1480 – gemessen an der Entwicklung von 1480 bis 1550 mit zusätzlichen über 30 Feuerstellen –  erheblich langsamer war und bestimmt um die 60 Jahre gedauert hat. Wir können daher davon ausgehen, das Eytscheit (Eicherscheid) mindestens schon 1420 von den gebrandtschatzten Fronrathern gegründet worden ist.

Diese zeitliche Einschätzung ist aus meiner Sicht sehr konservativ; in diesem Zusammenhang darf ich, wie eingangs erwähnt, nochmals darauf hinweisen, dass in allen früheren Dokumentationen von namhaften einheimischen und überörtlich bekannten Historikern, z.B. von Lehrer Gerhard Bongard, Johann Kaulard, Hans Steinröx, Heinrich Schröder, Alois Fink uvm., immer von einer Gründung Eicherscheid´s um 1400 ausgegangen worden ist.

März 2012  Ludwig Siebertz

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