Ein Ort mit geschichtsträchtiger Vergangenheit
Die Siedlung Am Gericht, gelegen an der Kreuzung der heutigen öffentlichen Straßen, der B 399 (Imgenbroich – Simmerath) und der L 106 (Eicherscheid – Konzen) ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort mit einer langen und historischen Vergangenheit. Hier wohnten bereits im 14. Jh die Vroenroter (Fronrather), die Vorfahren Eicherscheids. Im 16. Jh wurde hier, nachdem die Vroenroter Anf. des 15. Jh nach Eicherscheid umiedelten, der Richtplatz mit Galgen des Monschauer Landes hergerichtet.
Vroenrot – Froen-Rode – Fronrath
Der Ort unserer Eicherscheider Vorfahren Am Gericht
In einem Tauschvertrag vom für das Monschauer Land zuständigen Jülicher Herzog Wilherlm II. – Graf von Valkenburg und Graf von Valkenburg und Herr von Monschau – zu Gunsten Reinhard von Schönau wird 1361 neben vielen Orten des Monschauer Landes auch Vroenrot (heutige Schreibweise: Fronrath), der Ort der Eicherscheider Vorfahren genannt. In diesem Tauschvertrag wird das Monschauer Land zur Tilgung großer Schulden vom Jülicher Herzog an Reinhard von Schönau übertragen.
Die Verbindung „Vroenrot der Ort der Eicherscheider Vorfahren“ ist in einem Protokoll vom 26. Juni 1550niedergeschrieben. Dieses Protokoll findet man im Lehensbuch des „Eicherscheider Lehenshofes in Huppenbroich“ (Lage links der heutigen Zufahrtstraße von Huppenbroich). Dieses Lehensbuch wurde ab 1473 beschrieben und ist im Staatsarchiv Duisburg einzusehen. (Anm. CD liegt unserem Arbeitskreis vor.)
In einer Anhörung vom 26.06.1550 wegen einer Zehnt-Streitigkeit des Eicherscheider Lehenshofes protokolliert Rentmeister Blomendalen von Monjoye u.a. die Aussage des Befragten „Lens uff dem Scheitt“ wie folgt (Originaltext!):
Er, Lens uff dem Scheitt, ungefehrlich 83 jar, hait van synen alderen gehört, dass das dorf Froen-Eytscheit gelegen hab zu Froen-Roede, da das gericht nu steyt und soll affgebrannt syn und die naber hetten eynen benden gehadt zu Froen-Roede, den sy dene herrn gelassen und wird inen vergont, in dem busch zu buwen.
Er gibt weiter zu Protokoll, das Eytscheit (frühere Schreibweise von Eicherscheid), wohin die Vroenroter umgesiedelt sind, 1550 über 50 Feuerstellen hatte, während die Anzahl der Feuerstätten in seiner Jugend (ca. 1475) wohl bei 16 – 18 lag. Ein weiteres Indiz der Umsiedlung ist, dass in vorliegenden Rent- und Forstmeister-Rechnungen , die nach 1500 erstmals geführt wurden, statt Vroenrot nur noch Eytscheit erwähnt ist. Die damaligen Bewohner Vroenrots haben also entsprechend diesem Protokoll Anf. es 15. Jh (ca. 1400 – 1420) den in der Nähe liegenden Busch gerodet und den Ort Eytscheit neu gegründet.
Am Gericht
Richtplatz des Monschauer Landes
In früheren Jahrhunderten hatte jedes eigenständige Gebiet seine eigene Gerichtsbarkeit und auch seinen eigen Richtplatz, an dem verhängte Todesstrafen, meistens am Galgen, vollstreckt wurden. Der Richtplatz mit Galgen – auch Galgenfeldchen genannt – für das Monschauer Land befand sich in oder in der Nähe der damaligen nicht mehr existierenden Siedlung Vroenrot (siehe oben), am heutigen „Am Gericht“ hier oder nahe dieser heutigen Wegekreuzung, früher der „Karrenweg“ Imgenbroich/Konzen – Kesternich. Erstmals urkundlich erwähnt wird dieser Richtplatz im Protokoll vom 26. Juni 1550 – s.o. „Vroenrot“: „…..da das Gericht nu steyt.“
Dokumentiert ist die Hinrichtung Am Gericht eines Opferstockdiebes am 19.11.1633 durch den Henker aus Jülich. Zu weiteren Vollstreckungen liegen keine Dokumente vor, man kann aber sicher davon ausgehen, dass die Hinrichtung von 1633 nicht die einzigste war. Ab 1742 wurden auf Anordnung des Jülicher Kurfürsten generell keine Todesurteile mehr vollstreckt. In der französischen Besatzungszeit wurde der Galgen 1795 auf Anordnung der Behörden entfernt.
Besiedlung Am Gericht
Nachdem die Bewohner Vroenrots Anfang des 15. Jh. ihre Siedlung aufgegeben und in Eytscheit (Eicherscheid) neu gesiedelt hatten (s. Vroenrot), war das Gebiet um das „Gericht“ über einige Jahrhunderte menschenleer. Dies änderte sich im 19. Jh.. 1828 beschloss der Kreistag Montjoie, den seit längerem ungenutzten Richtplatz – sämtlichen Gemeinden des Kreis zugehörig – öffentlich zu verkaufen.
Das betreffende Grundstück (ca. 1 preuß. Morgen) wurde 1828 von Hubert Schnitzler und Ehefrau Elisabeth geb. Claeßens aus Eicherscheid ersteigert. In diesen Händen ist das Grundstück bis zu deren Ableben verblieben; testamentarischer Erbe wurde um 1860 Heinrich Förster. H. Förster verkaufte das Grundstück kurze Zeit später an Mathias Küpper, wohnhaft ebenfalls in Eicherscheid; geschätzter Kaufwert 80 Reichsthaler. M. Küpper blieb auch nicht lange Eigentümer dieses Grundstückes: Er schloss einen Tauschhandel ab mit dem Vater des Alois und Johann Wilden, so dass das besagte Grundstück Eigentum der Fam. Wilden wurde. Er errichtete sehr schnell danach ein Wohngebäude am Standort des damaligen Richtplatzes.
1838 wurde Am Gericht das erste Haus mit Gaststätte von Peter Braun und Gertrud Löhrer errichtet, und zwar an der Ecke links jetzige B 399/Blumgasse L 106 Richtung Konzen (jetzt Haus Hommes). Ein weiteres Gebäude (s.vor) wurde um 1860 errichtet, später auch mit Gaststätte. An beiden Gaststätten machten früher die Pferde-Fuhrleute halt, wenn sie mit ihren Fuhren Kunstdünger, Briketts oder Kohlen vom Bahnhof Konzen oder mit „Streuver“ aus dem Venn kamen. Erst nach dem 1. Weltkrieg wurde mit dem Bau der Häuser an der L 106 Richtung Eicherscheid begonnen.