Auf Anordnung der Preußischen Regierung von 1825 wurden die Bürgermeistereien des Landes verpflichtet, die wesentlichen Geschehnisse und Besonderheiten im Ort jährlich zu protokollieren.

Das Protokoll bestand im 1. Teil aus einer tabellarischen Zusammenfassung aller wesentlichen Zahlen, wie Einwohnerzahl, Geburten, uneheliche Kinder, Verstorbene, Trauungen, Personen über 90 J., Anzahl geimpfter Kinder, Schulkinder, jeweils m/w, Viehbestände (Pferde, Kühe/Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine) etc. Weiter mußte eine Ertragstabelle über Ackererzeugnisse, wie z.B. diverse Getreide und Kartoffel erstellt werden.

Im 3. Teil fand sich eine Preistabelle über Heu, Stroh, Leinsamen Flachs, Butter, Käse, Landwolle sowie Preise über Acker- und Weideland (je Magdeburger Morgen -> 2553 m2). Im letzten Teil wurde textlich die Gesamtsituation des Ortes mit wesentlichen Fakten nochmals protokolliert.

Zu damaliger Zeit 1825 war Leonard Claeßens Bürgermeister. Er hatte dieses Amt schon in der napoleonischen Zeit (Maire) ab 1797 inne und wurde in der Preußenzeit ab 1814 wieder als Bürgermeister eingesetzt. Er war – so die Aufzeichnungen – sehr rührig und angesehen. In weiser Vorraussicht hat er nicht erst nach Anordnung 1825 die ersten Protokolle geschrieben; er hat erfreulicherweise bereits ab 1799 – also noch während der napoleonischen Zeit – aus eigenem Antrieb zunächst eine Zusammenfassung protokolliert und ab 1814 dann über jedes Jahr einzeln berichtet.

Leonard Claehsens hat die Protokolle von 1799 – 1828 geschrieben, danach für 1 Jahr der kommissarische Simmerather Bürgermeister Stollenwerk und von 1830 – 1858 Bürgermeister Mathias Offermann. Danach wurden die Protokolle vom Imgenbroicher Bürgermeister Johann-Heinrich Philippy geschrieben. Exakte Gründe hierfür sind derzeit nicht verfügbar.

Die noch vorliegenden umfangreichen handgeschriebenen Protokollbücher sind von Paul Stollenwerk komplett in ein „Word“-Dokument gebracht worden (> 60 Seiten). Hierzu vom AK vielen Dank! Die Inhalte dieser Protokolle wiederholen sich sinngemäß hinsichtlich der vorgegebenen Punkte (Bewohner, Ernteerträge, Viehbestände etc.. Allerdings sind einzelne außergewöhnliche Fakten und Begebenheiten aus damaliger Zeit höchst interessant und amüsant.

Diese Besonderheiten werden wir ab sofort als einzelne Punkte unter „Vermischtes“ veröffentlichen. Sehr interessant ist für unsere heutige Zeit auch die damalige Ausdrucksweise, die geprägt war von Demut und höchster loyaler Ergebenheit gegenüber „Sr. Majestät, dem König von Preußen, unserem allergnädigsten Herrn“ und seinen hiesigen Regierungsvertretern in Köln, Aachen, oder Monschau. Nachfolgend finden Sie einige ungekürzte Jahresprotokolle im Originaltext, die hinsichtlich der Formulierung heutzutage sehr amüsant sind (s. insbesondere das Jahr 1840). In Bezug auf den Inhalt wird jedoch sehr deutlich, dass unsere damaligen Vorfahren sehr genügsam waren und unter ärmsten und spärlichsten Verhältnissen gelebt haben. Offensichtlich war das „Satt werden“ und damit das Überleben für die meisten Familien das Entscheidende. Von dieser Genügsamkeit könnten wir heute bestimmt ein „wenig“ (mehr!) gebrauchen.

Ludwig Siebertz – 24.06.2019

Chronik der Gemeinde Eicherscheid (1799-1814 von Bürgermeister Leonard Claehsens – Originaltext in kursiv!)

„Die Gemeinde Eicherscheidt stand bis zur Zeit, wo sie unter französischer Herrschaft kam, unter Pfalzbaierischer Hoheit und machte einen Theil des Amtes Montjoie aus, welches zum Großherzogthum Jülich gehört.

Durch das französische Dekret von 22. fruktidor Jahrs 7. (22. August 1799) welches die 4 Rheindepartements Frankreich einverleibte, ist sie ein integrierende Theil des Französischen Reichs geworden, und in die Mairie Eicherscheidt, Arrondissement Aachen, Department der Roer, wovon die Stadt Aachen der Haupt-Ort und Sitz der Praefektur gewesen, aufgenommen durch den Pariser Frieden, vom 30. Mai 1814 ist die Gemeinde Eicherscheidt von Frankreich wieder abgelößt und in Gemäßheit der im Frühjahr 1815 zwischen den Hohen Verbündeten Mächten zu Wien stattgehabten Verhandlungen und Beschlüßen und darauf gegründeten Verträge der Krone Preußen angefallen. Nach dem allerhöchsten Patent d. d. Wien den 5. April 1815 vermittelst welchem Se. Majestät, der König von Preußen Friedrich Wilhelm der III.

Von den Entschädigungs Provinzen am Rhein Besitz genommen, ist die Gemeinde Eicherscheid dem Großherzogthum Nieder-Rhein zugetheilt und bei erfolgter Abgrenzung des Verwaltungs-Bezirks der Königlichen Regierung zu Aachen im Jahr 1816 mit der aus dem Dorfe Hammer und Eicherscheidt bestehende Bürgermeisterey Eicherscheidt dem Landräthlichen Kreise Montjoie, wovon Montjoie der Hauptort ist, zugefallen, dem sie in administraver Hinsicht gegenwärtig noch angehört. Ferner gehört sie gegenwärtig in Katholischen Kirchen Sachen, zu der Erzbischöflichen Diözes Kölln, früher aber zu der bischöflichen Diözes Aachen, welche im Jahr 1825 aufgelößt worden ist. Alle Einwohner der Bürgermeisterey sind Katholiken, und andere Confessionen sind nicht vorhanden. In Justizsachen gehört sie zu dem Königlichen Friedens-Gericht zu Montjoie und zu dem Königlichen Landgerichte zu Aachen, in militätischer Hinsicht zu dem 25. Aachener Landwehr Regiment.

Seit dem Jahr 10 (1801) der ehemaligen französischen Republik fungiert Leonard Claehsens in hiesiger Gemeinde und zwar bis 1814 als Maire und von da als Bürgermeister. Seit dem Jahre 1805 fungiert der Ackersmann Cornel Dederichs als Beigeordneter der Bürgermeisterey. Die gegenwärtigen Gemeinderatsmitglieder sind Qurin Scheidt, Johann Hoch, Gerard Foerster, Gerard Offermann, Paul Offermann, Arnold Arnolds, Gerard Foerster und Mathias Offermann von Eicherscheid, Arnold Carl und Hubert Lauscher von Hammer.

Die hiesige Kirche wurde 1686 erbaut. Der erste Pfarrer war Bernard Schnehagen aus dem Reichensteiner Praemonstratenser Kloster und starb hier 1719. In diesem Jahre wurde Herr Marsilius Merkelbach sein Nachfolger im Amte, ebenfalls aus dem Kloster Reichenstein, welcher 1744, nachdem er 25 Jahre hier gewesen, starb. 1744 kam der Herr Frantz Ohm, aus dem Reichensteiner Kloster als Pfarrer hierhin und war bis 1797 hier, wo er starb. Nach diesem kam der Herr Lambert Claehsens ebenfalls praemonstratenser Ordens Geistlicher zu Reichenstein als Pastor hierhin, starb aber 1795, nachdem er 10 Monate lang hier Pastor gewesen war. Von da ab bis 1805, also 10 Jahre, war ein gewisser Herr Johann Michael Klodt, auch ein praemonstratenser Ordens Geistlicher hier als Parrer, welcher demnächst in Ruhestand versetzt wurde.“

Anmerkung vom AK: Wie bereits erwähnt hat Leonard Claeßens diese oben aufgeführte Chronik-Zusammenfassung im Nachhinein geschrieben. Die Jahresangaben hinsichtlich der Pfarrer decken sich in einigen Punkten nicht exakt mit dem heutigen Wissensstand. (siehe unter „Chronik“ auf unseren Websites.

1814

„1814  hat die Gemeinde Eicherscheidt an Königlich Preußische Truppen vom 14. Juli bis zum 31. Dezember 92 Täge Officiere und 5711 Täge Gemeine Soldaten verpflegt, und hierfür wurde ihr im Jahr 1814 auf Steuer Lasten eine Summe von 466 Francs 25 Cents oder 122 Thaler 11 Sgr gutgeschrieben.

Sie hat ferner an Parkfuhrdiensten nach Aachen 838 Täge einen Mann mit Pferd und Karrig gestellt. Sie hat ebenfalls an das Militairhülfsspital in Montjoie 207 Francs 19 Cents oder 80 Thaler 18 Sgr 11 dn theils in baar und theils in Bettierung und Mobilien beigetragen.“

1815

„1815 hat die hiesige Gemeinde 101 Tag einen Officier und 5415 Täge Gemeine theils schlesisch, theils sächsisch preußische Truppen verpflegt, hierfür wurde ihr theils durch Compensation auf Steuer Lasten, theils aufgezwungener Anleihe der 2 Millionen und theils bar eine Summe von 1397 frs 93 cents oder 366 Thaler 27 Sgr 7 dn vergütet.

Die Gemeinde hat ferner zur Landwehrbekleidung der ersten Organisation 770 frs 27 cts oder 202 Thaler 9 Sgr 2 dn beigetragen. Sie lieferte ferner auf Requisition des Cantonscommissairs Herr Böcking nach Montjoie ins Magazin 7 Malter 16 Viertel Hafer, 680 Pfund Heu und 468 Pfund Stroh. Nach Cölln zur Verproviantierung 8 hectolitres Graupen für 175 frs, an Brandtwein hectolitres 194 frs 33 cts, zusammen für 369 frs 33 cts oder 96 Thaler 28 Sgr 4 dn und keine Vergütung fand dafür statt. Auch fuhr sie zur Verproviantierung 38,310 Pfund Heu dahin, wo auch keine Vergütung für stattfand.

Zum Festungsbau Jülich und Cölln hat sie 242 Täge theils Zimmerleute, theils Schreiner und Schanzarbeiter senden müßen, wofür sie an den Oerten selbst Tagelohn für alle diese Täge erhalten hat 61 frs 50 cts, hat sie aber an baaren Auslagen gekostet 419 frs 10 cts, also ein Verlust von 358 frs 50 cts oder 94 Thaler 3 Sgr 9 dn.

Auf Requisition des General Gouvernements hat sie 491 Täge einen Mann mit Pferd und Karrig nach Aachen in den Park zum Fortschaffen von Militair oder Militair Effekten stellen müßen, was sie 736 Thaler 15 Sgr gekostet und nichts vergütet erhalten hat.

In diesem Jahrs kam an die Stelle des von hier als Kantonspfarrer nach Gemünd versetzten Pfarrers Herr Cronenberg der zu Dedenborn als Pastor gestandene Herr Johann Arnold Strunck aus Montjoie gebürtig hierher. 1816 starb der Herr Pastor Strunck, und an dessen Stelle kam der seit 1812 als Vikar hier gestandene Herr Carl Joseph Esher aus Nideggen gebürtig.“

1816/17

„1816 Dieses Jahr war ein allgemeines Nothjahr, der immerwährende Regen verursachte, daß die Früchten nicht zur Reife gediehen und gar kein Gartengewächs gabe. Die Früchten die noch zur Reife kamen, konnten im Herbste, wegen früh einfallenden Winter mit Schnee nicht eingescheuert werden, und blieben im Felde liegen. Was auch mit Gewalt eingescheuert wurde, tauchte weder zum Verbrauch noch zur Aussaat.

Außer diesem krepierten noch ca. 600 Stück Schaafe hier in diesem Dorfe Eicherscheidt, welcher Verlust auf 900 Thaler zu berechnen ist. Das Krepieren schrieb man auch der anhaltenden Nässe zu. Sie waren faul. Nun entstand dann in 1817 die allgemeine Noth an Brod und an allen Lebensmitteln. Hätte nicht die Väterliche Vorsorge Sr. Majestät des Königs von Preußen unseres allergnädigsten Herrn der hiesigen Gemeinde 177 Scheffel ostseeischen Roggen pro Scheffel zu 3 Thaler 1 Sgr und 164 Scheffel zu 2 Thaler 12 gr, wovon 1/6 ganz frei für die Armen, vier Scheffel für den Pfarrer war und von der Armen-VerwaltungsCommission denselben gebacken und auch vertheilt wurde, so würde gewiß unter den Armen und der geringeren Volksklasse eine Hungersnoth entstanden seyn, denn das Korn war schon der Scheffel zu 5 Thlr und der Hafer der Scheffel zu 1 Thlr 15 Sgr gestiegen, dabei aber fast garnicht zu haben.

Die hiesige Gemeinde hat nach Abzug des 1/6 für die Armen 838 Thaler für die erhaltenen Scheffel ostseeischen Roggen bezahlt. Auf Veranlaßung des Landraths Herrn Böcking wurden aus den vorräthigen Verpflegungsgeldern der Gemeinde Saathafer und Saaterdäpfel angekauft, wovon die hiesige dürftige Klasse 13 Malter Hafer zu 105 preuß. Thaler 14 Sgr oder 80 Thaler 28 Sgr 6 dn und 6 Malter Erdäpfel zu 47 Pr. Thlr 19 Sgr oder 36 Thaler 12 Sgr 1 dn erhalten und nachher wieder bezahlt hat.

Obschon das Elend im Allgemeinen groß hier war, so gab es doch noch gutgesinnte edle Menschen, welche den Armen Unterstützung gewährten, und sie dadurch vor dem Hungertod schützten. Zu Roetgen waren Noth und Armuth noch größer als hier, daher kam der Herr Bürgermeister Türk und Pastor Thelen von dorten um ein Beisteuer für die dortige Armen und erhielten hier durch Collecte dreißig Thaler in baar.

Der hier seit 1809 gewesene und hier gebürtige Schullehrer Gerard Bongard wurde in diesem Jahre als Elementarschullehrer aggrobirt und hier mit einem fixen Gehalte von 96 Thaler und 5 Sgr jährlichst angestellt. Zu Hammer ist kein angestellter Lehrer, weil es bis dahin für die 20 Kinder, welche schulpflichtig sind, der Kosten nicht wohl lohnte einen aggrobirten Schullehrer für den Elementar Unterricht anzunehmen, zumal da es noch daselbst an einem Schullokal und Lehrerwohnung mangelt. Sobald aber das im Project begriffene Schulhaus gebaut werden wird, wird auch für die Einwohner von Hammer, die Kinder in die Schule nach Eicherscheidt geschickt, auf die Wintermonate aber sich jemand zum Unterricht ihrer Kinder auf eigene Kosten angagirt.“

1819 wurde hier ein neues Schulhaus errichtet, was bis jetzt 600 Thaler gekostet hat, und welche Summe außer allen Hand und Spanndiensten und außer einer Summe von 232 Thaler 14 Sgr 2 dn aufs Gemeinde Büdget geschlagen aus freiwilligen Beiträgen beigekommen ist. Der innere Ausbau des Schulhauses ist noch nicht zur Lehrerwohnung vollendet, und dürfte noch, da der jetzige Lehrer eigene Wohnung hat, vor der Hand ausgesetzt bleiben.

1820 fiel vom 1. bis zum 6. Maerz ein solcher Schnee, daß ein Nachbar nicht bei den anderen kommen konnte. Alle Fuhren mußten wenigstens 8 Täge lang still liegen. Der Schnee war sehr hoch als er schier bei Menschengedenken gewesen ist.

1821 gingen wiedrum 400 Schaafe zu Grunde. Sie waren wieder ganz faul, und die Gemeinde hatte damaligem Preise doch ca. 600 Thaler Schaden. In diesem Jahre wurde der Herr Pastor Carl Joseph Esher nach Bracht im Kreise Geilenkirchen als Pfarrer versetzt. Ihm folgte der Herr Joan Morschel als Pastor, gebürtig von Hastenrath im Landkreis Aachen, welcher bis dahin Kaplan zu Gemünd gestanden hatte.

 

Zusammenfassung der weiteren Jahre bis auf 1840  (z.T. mit Originalzitaten und -texten in kursiv)

(In den nicht aufgeführten Jahren sind keine nennenswerten Einträge gemacht worden)

1823 wurde die Bürgermeisterei vermessen und abgeschätzt, und zwar ein areal Umfang von 4401 Morgen und ein Steuer Kapital von 3322 Thaler; auf Grund dieser neuen Werte reduziert sich die jährliche Grundsteuer um 108 Thaler.

1824/25 krepierten770 Schafe. Mittlerweile konnte man auch die Gründe für die massenweise Verendung der Schafe ermitteln: Nach einem ca. 1-stündigen täglichen Auftrieb der Schafe ins Venn bei Sommerhitze „fallen die Schafe vor dem Fressen zum Saufen über die faulen Sümpfe her.

1828 wird auf wiederholtes Ansuchen der langjährige Bürgermeister Leonard Claeßens auf höhere Genehmigung aus seinem Amt entlassen. Nachfolger wird kommissarisch auf Landräthliche Verfügung Johann Heinrich Joseph Stollenwerk aus Simmerath.

1829 wird von der Königlich Hochlöblichen Regierung Aachen eine Hauskollekte zu Gunsten der durch Weichsel-Hochwasser betroffenen Regionen West- und Ostpreußens angeordnet. Ergebnis: 22 Thaler, 5 Sgr.

1831 Hochwasser an der Roer in Hammer durch starken Regen und Eisgang; das stärkste bisherige Hochwasser stand 12 Fuß über Mitte des Flußbettes bis ans Kapellchen. 3 Brücken wurden weggerissen, selbst aus Montjoie wurden viele Brücken-Holzteile in Hammer angeschwemmt. Der kommissarische Bm Stollenwerk wird abberufen und durch den bisherigen Beigeordneten Mathias Offermann der jüngere als provisorischen Bm ersetzt. Der Ackerer Peter Arnolds aus Hammer wird prov. Beigeordneter.

1832 wird vorsorglich aufgrund der im Umfeld weit verbreiteten Colera ein separater Friedhof „Auf Kalmerich“ angelegt. Wegen der bestehenden Unruhen zwischen Holland und Belgien hat unser König sich bewogen, die Armee auf Kriegsfuß zu stellen, wozu in hiesiger Bürgermeisterey 7 Mann Kriegsreservisten eingefordert wurden. Der bisherige Beigeordnete Arnolds wird durch den Ackerer Martin Kaulard aus Hammer ersetzt.

1833 wurde die letzte auf der Staatsstraße Aachen-Montjoie erhobene Gebühr für Fuhren Kalk zur Düngung aufgehoben. Für die abgebrannte Kirche sowie das Pfarr- und Schulhaus in Rott veranlasst der Rotter Pfarrer eine Hauscollekte in Eicherscheid; Einnahmen 29 Thaler. Gemeinsam mit den Einsaßen der Bürgermeistereien Simmerath, Kesternich und Lamersdorff bewillkommnen die Einsaßen Seine Königliche Hohheit den allergeliebten Kronprinzen von Preußen Friedrich Wilhelm an einer der höchsten Stellen des Hohen Veens mit hochflatternden Fahnen.

1835 gerichtliche Auseinandersetzung zwischen der Imgenbroicher Bürgermeisterei und den anderen Bürgermeistereien des Kreis Montjoie wegen der Ausdehnung der Venn-Nutzung/Torfstich. Die Klage wurde vom Königl. Landgericht abgewiesen.

1840 (Originaltext in kursiv)

In den Monaten Januar und Februar war die Witterung sehr gelinde und im März außergewöhnlich milde. Von der 2. Hälfte April an bis Ende Juni war solche trocken und sehr heiß. Das Frühjahr war besonders schön, der Sommer und Herbst anhaltend naß und konnte daher das Heu und die Früchte nur mit vieler Mühe und dabei nur schlecht trocken eingescheuert werden, weshalb die Erndte nicht günstig ausgefallen ist.

Am 26. Oktober, Abends 7 Uhr, zeigte sich ein Nordlicht. Zur Huldigung seiner bei dem Regierungsantritt S. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. wurde auch hier in der Kirche am 18. Oktober d. J. ein Hochamt mit Te Deum abgehalten. Am 15. November wurde zur Bewillkommnung unseres zur Erbhuldigung als Deputirte nach Berlin berufen gewesene und nun von dort wieder heimgekehrten geliebten Herren Pfarrer Johann Barth. Jansen ein Festmahl in dem Tanzsale bei He. Mathias Gerard Foerster dafuer gegeben, an welchem außer einer zahlreichen Anzahl hiesiger Einwohner auch der Landrath des hiesigen Kreises Herr Zoepffel und noch einige andere auswärtige Freunde des Herrn Festnehmers Antheil nahmen, bei welchem die herzlichste Fröhlichkeit vorwaltete und sich Patriotismus und die innigste Liebe und Anhänglichkeit für S.Majestät unseren König aussprachen und in dem von dem Herrn Landrath Zoepffel mit folgenden Worten unserm König getreuste Inbrunst:

„Durch das heutige, zu Ehren Ihres von der Erbhuldigung in Berlin würdigen Herrn Pfarrers veranstaltete Fest gibt sich das schöne Verhältnis kund, welches hier zwischen Pfarrer und Pfarrgenossen bestehet, und so zum Heil und Frommen beider, ja allen überall bestehen sollte. Sie verlautbaren dadurch die Liebe und Achtung, mit der Sie dem Herrn Pfarrer zugethan sind. Sie geben dadurch zu erkennen, wie lieb und werth der Herr Pfarrer Ihnen ist, welchen Werth Sie darauf legen, daß grade Er zur Huldigungsleistung mitberufen ward, welchen Werth Sie in die Auszeichnung setzen, die Ihm und durch Ihn der hiesigen Gemeinde dadurch geworden.

Sie legen durch die Veranstaltung dieses Festes aber auch zu Tag wie so ganz wahr Sie erkennen die Bedeutsamkeit und Wichtigkeit, daß Sr. Majestät unserm allergnädigsten König auch Herrn von den Deputirten aller Stände namens des Standes und dessen Gesammt-Bevölkerung an den Stufen des Throns im Angesicht des angebeteten Monarchen selbst abgelegten Gelübtes der unverbräulichsten Treue und der unerschütterlichen Anhänglichkeit und Ergebenheit in Freude und in Leid, wie auch Sie fest entschlossen sind, dieses Gelübde in Ihrem Herzen ganz festzuhalten und immer gewissenhaft zu erfüllen. Sie legen dadurch Zeugniß ab von den schönen patriotischen Gefühlen indem Sie, drei aus Allen, weit entfernt vom Glanze des Throns, doch nahe der Liebe und Fürsorge des Königs, womit er alle seine Unterthanen, nahe und fern umfaßt, für den König und das Vaterland beseelen.

Einst schon vor 4 Jahren, als seine Königliche Majestät noch als Kronprinz den hiedigen Kreis mit Allerhöchst ihrem Besuche wiederholt beglückte, gaben wir dem Allgeliebten unsere Gefühlen durch die Ihm auf der Höhe des Venns im Dunkel der Nacht hell und klar entgegen leuchtende Worte kund: „Freude, Liebe, Ehrfurcht, Treue“. Wir wollen sie bethätigen heute und immerdar und jetzt die ….. alle unsere vielfältigen Gefühle vereinigen mit dem Jubelrufe:  Es lebe S. Majestät unser allergnädigster König und Herr Friedrich Wilhelm IV. Unser theurer Landesvater. Es lebe Ihre Majestät, die Königin Allerhöchst Seine Gemahlin, unsere theure Landesmutter! Es lebe das ganze Königliche Haus! Sie leben Hoch!“

Die ganze Versammlung in den lautesten Jubel ausbrach. Hierauf wurden noch einige Toaste ausgebracht, nämlich dem Herrn Festnehmer und dem Herr Landrath und dauerte das Fest bei Frohsinn und Heiterkeit bis spät Abend.

 

Von 1841 – 1876 Zusammenfassung mit teilweise Original-Formulierungen (in kursiv) und Begrifflichkeiten

(In den nicht aufgeführten Jahren sind keine nennenswerten Einträge gemacht worden)

1841 Gespräche der hiesigen und umliegenden Bürgermeistereien mit der Königlichen Regierung zu Aachen zur Theilung des Veens.

1842: Vereinbarung hierzu in Eicherscheid 1002 Morgen, Hammer 189 Morgen.

1843 wurden die aus dem Jahre 1793 stammenden und zwischenzeitlich geborstenen 2 Kirchenglocken in Malmedy eingeschmolzen und durch 2 neue Glocken ersetzt.

1850 zur Mobilmachung Preußens wurden aus der hiesigen Gemeinde 16 Landwehrmänner, Kriegsreservisten und Soldaten zum aktiven Dienst eingezogen. Aufgrund einer längeren Erkrankung von Pastor Jansen wurde die Pfarrverwaltung dem Hochwürdigsten Imgenbroicher Pastor übertragen. Auf den Eicherscheider Protest zu dieser Verlagerung reiste Bm Mathias Offermann auf Veranlassung des Kirchenvorstandes zum General-Vikariat nach Köln und erreichte eine Neubesetzung durch Vikar Joh. Jacob von Weyer. Nach der neuen Gemeinde-Ordnung erhält Bm. Offermann ein jährliches Gehalt von 140 Thaler incl. Burreaumiethe.

1851 Wegen des nassen und kalten Herbstes mussten teilweise die Kartoffel noch im Dezember auf den Feldern ausgemacht werden.

1852 wird der seit 1809 sehr aktive Eicherscheider Lehrer, Küster und Bäcker Gerhard Bongard verabschiedet. Mit einem weiteren Schulerweiterungsbau (Kostenvoranschlag 2100 Thaler) wird unter der Leitung des Bau-Commitees mit Bm Offermann, dem Schöffen Johann Mathias Kaulard und den Gemeinderäten Johann Kell und Nicolaus Brüll begonnen.

1853 wird die neue Schule eingeweiht, die Baukosten erfreulich gegenüber Voranschlag um 350 Thaler unterschritten.

1855 Von der verstorbenen Johanna Maria Weber zu Eicherscheid wurde eine Anniversarien-Stiftung gemacht und zu diesem Zwecke 9 Morgen Land im Werte von 700 Thaler der Kirche geschenkt.

1858 Nach dem Rücktritt des langjährigen Bm Offermann wurde „Landgerichts-Auskultator“ Reinkens von Aachen sein provisorischer Nachfolger.

1859 trat er wieder zurück. Als sein provisorischer Nachfolger wurde von Landrat Scheibler der Bm-Secretair Joseph Heinz aus Blankenheim eingeführt. Seine Amtszeit war sehr kurz. Im Dezember des gleichen Jahres wurde er wegen Unterschlagung amtlich ihm anvertrauter Armengelder seines Amtes entsetzt und vom zuständigen Gericht zu Aachen über ihn eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten verhängt. Mit seiner Nachfolge wurde OV Mathias Gerhard Kaulard betraut. 1859 wurde wegen der politisch instabilen Lage Europas die Mobilmachung u. a. für das erste Armeecorps Rheinland durch allerhöchsten Entschluß angeordnet. Die Landwehrmannschaften des ersten Aufgebotes wurden, wie überall, auch in Eicherscheid einberufen. Alle Soldaten kehrten im Herbst nach der Demobilisierung an ihren häuslichen Heerd zu den Ihrigen zurück.

1860 Nach der Demission von OV Kaulard wird (Vorn.?) Küpper aus Simmerath kommissarischer Bm von Eicherscheid. Im gleichen Jahr wurde auch der Weg vom Russischen Hof (Am Gericht) nach Eicherscheid ausgebaut.

1861 wurde im Ort eine neue Sakristei errichtet. Durch königliche Verfügung wird Johann Heinrich Philippy neben der Bürgermeisterei Imgenbroich nun auch die kommissarische Verwaltung von Eicherscheid übertragen. 1862 übernimmt Philippy endgültig die Verantwortung für die Bürgermeisterei. Mit Genehmigung der Königlichen Regierung zu Aachen beginnen die Einwohner Hammers aus freiwilligen Privatmitteln mit dem Bau einer Kapelle, wozu ihnen das nötige Holz unentgeltlich aus dem Gemeindewald überlassen wurde.

1863 wurden die Veteranen, die vor 50 Jahren von 1813-1815 in der preußischen Armee gedient haben, zu einem Festessen ins Casino-Lokal Montjoie auf Kosten des Kreises eingeladen; die ärmeren Veteranen wurden mit 1 und 2 Thalern beschenkt. Im Eicherscheider Venn am Kallbach wurden Entwässerungsgräben angelegt.

1864 wurden in Eicherscheid und Imgenbroich je eine Sammlung von freiwilligen Gaben für die Verwundeten der Preußischen Armee in Schleswig-Holstein veranlaßt. Gespendet wurden neben Geld auch Hemden, Handtücher, Betttücher, Leinen u. ä..

1865 berichtet der Protokollführer über eine Sitzung der Kreisstandschaft zum Thema Vereinigung der Kreise Eupen und Montjoie. Die Verantwortlichen der Bürgermeisterei lehnten diese geplante Vereinigung aufgrund der vielen Nachteile ab.

1866 wird die Mobilmachung der ganzen preußischen Armee angeordnet, u.a. auch mit Rekruten aus dem Ort. Auf die Entlastung von OV Kaulard folgt das Gemeinderatsmitglied Hermann Offermann als OV.

1868 kauft die Gemeinde Grundterrain zur Erweiterung des neu angelegten Weges nach Huppenbroich.

1869 ist Baubeginn für ein neues Vikariegebäude in Hammer aus eigenen Mitteln.

1870 Frankreich erklärt Preußen am 15.07. auf frevelhafte Weise den Krieg, in Folge dessen die schleunige Mobilmachung des gesamten Norddeutschen Bundesheeres befohlen wurde. Am 21.07. ging in Imgenbroich die Musterung und Abnahme der für felddienstfähig erachteten Pferde vor sich. Im gleichen Monat fand die Gestellung der Reservisten und Landwehrleute sowie der Ersatz-Reserven I. Klasse statt. Im Folgenden berichtet Bm Philipy sehr ausführlich über die Kriegsentwicklung und die großen Erfolge des preußischen Heeres und dem großen Einsatz von Preußen-König Wilhelm. Am 21.08. wurde den ruhm- und siegreichen Vaterlandsvertheidigern der Bürgermeisterei, welche aus dem blutigen Kriege an ihren stillen friedlichen Heimaths-Heerd zurückgekehrt waren, bei dem Withe Johann Mathias Linzenich ein Festessen von der Gemeinde gegeben.

1871 Das Jahr gehörte wie kein zweites in der Geschichte bekanntgeworden Deutschland. Unser Vaterland ist einig; es hat längst verlorene Provinzen wieder errungen, unser siegreicher König Wilhelm wurde als Kaiser in Versailles proklamiert, das Kaiserreich ist glorreich wieder hergestellt“. Der Protokollführer hält fest, dass die Beschäftigungssituation

1872 Der Protokollführer hält fest, dass die Beschäftigungssituation bei den Tuchfabriken, Spinnereien und Haus-Webereien sehr schlecht ist. Bei der katholischen Bevölkerung hat die stattgefundene Ausweisung der Jesuiten, das Verbot der Unterrichts-Ertheilung durch Ordenspersonen an öffentlichen Schulen die durch den glorreichen Feldzug gegen Frankreich gehobene patriotische Stimmung sehr herabgedrückt.

1873 Bürgermeister und Pfarrer erwirken eine Sondergenehmigung bei der Aachener Regierung, dass der in Hammer anzustellende Vikar H:J: Müller) auch die Schulkinder unterrichten dürfte. Diese Genehmigung wurde jedoch 3 Monate später vom Landrat wegen Gesetzesverstoß widerrufen.

1874 Wegen weiterer geistlicher Amtshandlungen wurde Müller vom Königlichen Aachener Zuchtpolizeigericht verurtheilt und der Aufenthalt im Regierungsbezirk Aachen untersagt. Wegen dieser Auseinandersetzung wurde das Vermögen der Vikarie resp. Kapelle von Hammer (verpackt in einer Kiste) vom Bm unter Protest des Kirchenvorstandes von Eicherscheid beschlagnahmt und versiegelt. Weil der Kirchenvorstand sich weigerte, den Schlüssel herauszugeben, wurde die Kiste dann gewaltsam geöffnet. Der Polizeidiener und Feldhüter Brüll mußte seinen Hut nehmen, weil er die Überwachung des Vikars zu Hammer ablehnte.

1875 wurden die Schulvorstandsmitglieder Johann Mathias Kaulard aus Eicherscheid und Johann Arnold Arnolds aus Hammer aus ihren Ämtern entlassen, weil sie den staatlichen Anforderungen bezüglich des Schulwesens und hier insbesondere dem Verbot vom Einsatz von Ordenspersonen an den Schulen nicht nachkommen wollten.

1876 „Der allgemeine Vennweg vom Entenpfuhl bis zur Kupferstraße über 3007 Meter ist endlich zu Stande gekommen und haben sich die Gemeinde-Vertretungen dahin geeinigt, daß die Anlage- und Unterhaltungskosten nach folgendem Maßstabe aufgebracht werden sollen: Gemeinde Conzen 30 %, Gemeinde Imgenbroich 24 %, Gemeinde Eicherscheid 23 % und Bürgermeisterei Simmerath 23 %.

Mit diesem Eintrag vom 01.04.1877 zum Jahre 1876 von Bürgermeiser Philippy endet die Eicherscheider Bürgermeisterei-Chronik ohne das Gründe für die Einstellung dieser Protokolle angeführt wurden. Allerdings ist dieses detaillierte Protokollbuch aus der Zeit von 1799 – 1876 ein wichtiges Zeitdokument für die Eicherscheider Geschichte und vermittelt einen guten Einblick in das alltägliche Leben im Ort mit den Ängsten und Nöten der Bevölkerung und den ständigen Gedanken zur Versorgungssituation in den jeweiligen Familien.

Anmerkungen des Verfassers:

  • Div. Daten zur Pfarre entsprechen nicht komplett dem heutigen gesicherten Wissensstand.
  • 04. April 2020 Ludwig Siebertz/Ak Geschichte Eicherscheid
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